Die Fenster

Fenster zur Stadt - Fenster zur Welt - Fenster zu Gott

Nahe bei Gott sein bedeutet, nahe bei den Menschen zu sein.

Das Fenster an der Ostseite der Kirche versucht, durch Farben und Formen etwas davon aufleuchten zu lassen:

 

        

 

Das Fenster dieser Klosterkirche ist in Buntheit gehüllt: Wir sehen das Grün der Wiesen und Wälder, das Blau der Flüsse und Seen, das Gelb der leuchtenden Sonne. Diese Farben bestimmen das Glasfenster.

Das Grün in den Scheiben erinnert an keimendes, sprossendes Leben! Das Blau strahlt vom Himmel, von oben herab. Blau sind die fließenden Wasser auf Erden, die Leben ermöglichen. Der Mensch im Wasser der Taufe eingetaucht in Gottes Leben. Die Wasser des Lebens sollen in uns weiterfließen. Die Wasser des Lebens müssen strömen - sonst werden sie abgestanden und stickig. Das Gelb der Fenster erinnert daran: wir sind als Christen berufen, Kinder des Lichtes zu sein, Menschen, erhellt von Gottes Gnadenlicht. Jesus sagt in der Bergpredigt: "So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen!" (Mt 5,16). 

Wenn wir unser Fenster betrachten, dann fällt auf: es wird nicht nur durch Farben gegliedert, sondern auch durch Linien. Waagrechte und senkrechte Linien sind es. Vor allem waagrechte. Krumme Linien kommen nicht vor, keine geschwungenen Formen. Kein Kreis oder Oval sind zu sehen. Das Blau des Wassers fließt in Geraden dahin, nicht in wogenden Wellen. Das Wasser fließt wie in Kanälen. Diese Betonung der waagrechten Linien gibt dem Fenster Ebenmäßigkeit. Die waagrechten Linien stehen in spannungsreichem Gegensatz zu den senkrechten Betonrippen des gesamten Fensters. Im oberen Teil herrscht die Waagrechte vor, herrschen Ebenmaß und Geradlinigkeit. Das kann in uns Sehnsucht wecken nach Geradlinigkeit des Lebens, nach Ebenmaßund Gleichmaß - gegen Hektik, Wirrwarr und Unordnung.

Aber im linken unteren Teil des Fensters finden sich waagrechte und senkrechte Linien. Ja, dort kreuzen sich die Linien. Durchkreuztes Leben scheint auf. Von links her stößt ein langer Kreuzesbalken in das Fenster hinein. Wir werden an ein Kreuz erinnert, das getragen wird. Vor unserem inneren Auge erstehen Bilder von Christus, der das Kreuz trägt. Und dann ragen vor uns mehrere Kreuze auf. Die drei vertikalen Linien werden beim Hinschauen zu Kreuzesbalken. Ein Kreuz in der Mitte, flankiert von zwei Kreuzen, zeigt sich dem schauenden Auge. Wir sind auf Jesus und die beiden Schächer verwiesen. Unser Leben ist durchkreuztes Leben!

Jesus ist in dieses unser durchkreuztes Leben eingegangen und zugleich zum Vorträger des Kreuzes geworden. Er trägt unsere Kreuze mit, und wir dürfen unsere Kreuze als Kreuze Christi tragen (vgl. Kol 1,24).

Die gekreuzten Linien, die Kreuze links unten, kann der Betrachter auch anders sehen: als Fensterkreuz. Dem Beschauer tut sich nun ein Fenster auf. Ein Fenster ist immer Öffnung - für Licht und Luft. Ein Fenster scheidet Innen und Außen. Und ein Fenster verbindet Innen und Außen. Unser Fenster ist ein Fenster nach draußen, Fenster zur Stadt. Rechtecke werden jetzt zu Häusern. Und dieses Haus Gottes - die Kirche - ist verbunden mit den vielen Häusern draußen. Wir können in den blauen Bändern des Fensters Kanäle erkennen und Weiher und Schwimmbäder. Da erstrecken sich Bänder von Straßen, Häuserblöcke - kurz: die Stadt draußen leuchtet hinter und in dem Fenster auf und wird rückgebunden in den Innenraum der Kirche, in das Haus des Gebetes und der Versammlung der Gläubigen, wo wir den Tod und die Auferstehung des Herrn verkünden.

Ja, das Fenster der Kirche wird zum Fenster zur Welt. Die Kirche Christi ist nicht Selbstzweck, sondern Gemeinschaft Gottes, die Zeugnis gibt von dem Leben, das uns allen verheißen ist und das wir als gläubige Christen bekennen.

Blicken wir weiter auf das Fenster! Es ist auch Fenster zu Gott. Im Blick auf das Grün des Lebens wird der Blick erhoben zu Gott, der das Leben ist. Der Blick auf das Blau läßt uns eintauchen in die Wasser des Lebens, die von Gott ausströmen. Der Blick auf das Gelb weckt in uns die Sehnsucht nach d e m Licht, in dem alles hell wird und klar und warm zugleich. Der Blick auf die Kreuze des durchkreuzten Lebens läßt uns nicht vergessen, daß unser Leben mit Christus gekreuzigt ist, aber auch mit Christus zu neuem Leben erstehen wird.

Das Fenster dieser Kirche lädt uns ein, die Fenster unserer Herzen aufzutun für Gott und füreinander; denn in Christus, "dem Fenster zum Vater", ist Gott zu uns gekommen. Verweilen wir in dieser Kirche und lassen uns von der Botschaft des Fensters anrufen - und antworten wir mit unserem Herzen! 
(Leicht veränderter Auszug aus der Predigt von P. Bruno Pfeifer SJ am
1. Advent 1998)

Loben - Hören - Lieben

Im ersten Text zu den Fenstern von 1998 wird in groben Zügen das Gesamtkonzept der bis dahin noch nicht ganz vollendeten Fensterwand der Ostseite deutlich. In der folgenden Ansprache nach der Fertigstellung des Süd- und des Westfensters 1999 liegt der Tenor auf den figürlichen Teilen. Darin kommt der Tora-Rolle bereits ein bevorzugter Platz zu. Sie wird jedoch wegen ihrer besonderen Bedeutung auch für unseren Glauben an späterer Stelle noch einmal hervorgehoben.

Bisher galt unser Blick den großen Abschnitten der Glasfensterwand, ihren Farben und Linien – als „Fenster zur Stadt“. Als Fenster zur Welt bringt sie diese Welt hinein zur feiernden Gemeinde. Im gläubigen Schauen weitet sich das „Fenster zur Welt“ zum „Fenster zu Gott“ und lässt sein Licht durchstrahlen.

Schauen wir nun auf die figürlichen Teile der Fenster Sie rufen uns Christen immer neu auf, Gott zu loben, zu hören und zu lieben.

  1. Loben

Kinder, die in diese Kirche kommen, entdecken sie bald, die Tiere am Fenstersaum, den quakenden Frosch, der den Büchenbachern wegen der Häufigkeit des Auftretens in den Teichen der Umgebung den Spitznamen „die Fröscher“ eintrug; die Schildkröte – langsam bewegt sie sich, geschützt durch ihren Panzer, im Wasser aber ist sie wendig und schnell; das Kamel – das bedürfnislose würdevolle Lasttier der Wüste; und den störrischen Esel: Bibelkundige denken an Bileams Esel, der Gott erkennt, wo der Mensch – Bileam – noch blind ist (Num 22, 21-34), denken an Ochs und Esel an der Weihnachtskrippe (Jes 1, 3) und an den Esel, auf dem Jesus in seine Stadt Jerusalem einritt (Mk 11, 1ff.).

Tiere aus verschiedenen Erdteilen sind versammelt. Tiere, die für die vielen Tiere stehen, die der Psalmdichter in Psalm 148 auffordert: „Lobet den Herrn... ihr Tiere“ (W 7a. 10).

Mit den Tieren sind wir Menschen zum Lob des Schöpfers aufgerufen. Wir sollen aussprechen, was diese in unwissender Vitalität tun. Im Psalm heißt es ja zuerst: „Halleluja! ... Lobet den Herrn, ihr wilden Tiere und alles Vieh, Kriechtiere und gefiederte Vögel!“ Und dann fährt der Beter fort: „Lobet den Herrn, ihr Könige der Erde und alle Völker, ... ihr jungen Männer und auch ihr Mädchen, ihr Alten mit den Jungen!“ (Ps. 148, 1a. 7a. 10-12).

Wir sollen das Lob der Geschöpfe vernehmen und es durch unser Lob vollenden. Diese Glasfenster mit den Tieren wollen uns daran erinnern.

  2. Hören

Neben der Sakristei, im unteren Teil des dortigen Fensters ist sie zu sehen: die Eule. Ruhig sitzt sie da, über einem Buch. Die Eule ist Symbol er Weisheit. Im Dunkel sieht sie, schaut ins verborgene, ruht auf dem Buch der Weisheit, schaut in die Tiefen der Weisheit Gottes.

Im Fenster neben dem Lesepult ist dieses Buch aufgeschlagen. Wir sehen eine offene Buchrolle mit dem in hebräischer Schrift geschriebenen Text: „Sch'ma Jisrael, Jachwe Elohenu, Jachwe echad!“ (Dtn 6,4). Das ist der Schlüsseltext jüdischen Glaubens und Betens. Im Morgen- und im Abendgebet spricht ihn der gläubige Jude regelmäßig, sprach ihn Jesus Tag für Tag.

Höre Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig! Und du sollst lieben Jahwe, deinen Gott, mit all deinem Herzen und mit all deiner Seele und mit all deiner Kraft, Und diese Worte, die ich dir heute gebe, sollen dir ins Herz geschrieben sein“ (Dtn 6, 4-6)

„Sch'ma Jisrael!“, das heißt auf deutsch „Höre Israel!“ Höre auf die Schöpfung, höre auf den Lobpreis der Tiere, auf das Lob der ganzen Schöpfung! Höre auf die taten Gottes, höre auf sein Wort!

Nicht ohne Grund beendet Jesus seine Gleichnisse gern mit den Worten: „Wer Ohren hat, der höre!“ (Mk 4,9). Denn wie oft hören wir nicht, hören nicht zu. Wie oft führt das zu Missverständnissen und falschem Handeln! Hören ist eine Kunst. Hören ist auch ein Bemühen und Hören ist eine Gabe. Ein hörender Mensch ist ein aufmerksamer Mensch: im Alltag, im Glauben, auch im beten. Der dänische Religionsphilosoph Sören Kierkegaard sagte einmal von sich er habe erst gemeint beten sei Reden; er habe gelernt, dass Beten nicht bloß Schweigen sei, sondern Hören. „Sch'ma Jisrael“, „Höre Israel!“, dieser Aufruf gilt auch uns.

Der Text auf der Buchrolle fährt fort: „Jachwe Elohenu, Jachwe echad!“ - „Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig!

Im Gespräch mit einem Schriftgelehrten antwortet Jesus auf dessen frage nach dem ersten Gebot: „Das Erste ist: Höre, Israel, der Herr unser Gott ist der einzige Herr“ (Mk 12, 29). Er antwortet also mit dem „Sch'ma Jisrael!“; Jesus lebt aus dem Glauben seiner Väter. Jahwe ist auch für ihn Elohenu – unser Gott; Jahwe ist auch für ihn echad, der Einzige. Elohenu, unser Gott, steht für Vertrautheit. Echad, der einzige Gott, steht für Erhabenheit, Überlegenheit und Einzigartigkeit. Wenn Theresia von Avila in einem Gebet bekennt: „Gott allein genügt“ und deshalb sagen kann: „Wer Gott hat, der hat alles“, dann ist sie von diesem einzigen Gott fasziniert und bewegt. Wir wollen noch etwas anderes bedenken: Wenn ein Jude unseren Text laut vorliest, liest er nicht „Jahwe Elohenu“, sondern „Adonai Elohenu“ und nicht „Jahwe echad“, sondern „Adonai echad“. Denn Israel wollte den Namen, mit dem sich Gott ihm geoffenbart hat, anbetend verschweigen, wollte ihn aus Ehrfurcht nicht aussprechen.

  3. Lieben

Das „Sch'ma Jisrael!“ auf diesem Glasfenster ist das Glaubensbekenntnis des Juden, das Glaubensbekenntnis auch Jesu. Der Test findet sich im Buch Deuteronomium, Kapitel 6,4. Und er wird immer mit dem Folgetext zitiert: „Liebe denn ihn, deinen Gott, mit all deinem Herzen, mit all deiner Seele, mit all deiner Macht“ (Dtn 6,5 – Übersetzung nach M. Buber). Auch Jesus in seiner Antwort an den Schriftgelehrten fährt so fort (Mk 12, 30). Weil Gott unser Gott ist und weil er der Einzige ist, darum müssen wir ihn doch lieben! Das war die Überzeugung Israels, das ist die Überzeugung Jesu Christi, das soll auch unsere Überzeugung und unser Bemühen sein.

Doch fühlen wir uns da nicht überfordert? Gott lieben mit „all deinem Herzen“, mit „all deiner Seele“mit „all deiner Macht“ - können wir so etwas? Betonen wir den gleichen Text ein wenig anders: Liebe denn ihn, deinen Gott, mit all deinem Herzen, mit all deiner Seele, mit all deiner Macht! Dieses mein Herz und meine Seele und all meine Macht ist oft gering und schwach. Dann kann ich Gott konkret eben nur mit dieser meiner geringen Kraft lieben. Das aber ist möglich. Auch Paulus, der kraftvolle Apostel, erfährt solche Schwäche und durfte als Trost vom Herrn hören: Meine Gnade genügt dir, denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit (2 Kor 12,9 f.). - Worte des Trostes, die allerdings nicht als Alibi missbraucht werden dürfen.

Und noch ein Letztes: Das „Sch'ma Jisrael!“ spricht im Blick auf Jahwe-Gott, im Blick auf den Gott, der da ist für uns und der doch der Einzige ist und bleibt, von der Gottesliebe aus ganzem Herzen. In der Antwort auf die Frage des Schriftgelehrten zitiert Jesus dieses „Sch'ma Jisrael!“, fügt aber dann hinzu: „Als zweites kommt hinzu: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Mk 12, 31). Diese Forderung kennt der Jude durchaus. Jesus hat sie nämlich im Buch Levitikus (Lev 19,18) gelesen und lesen gehört. Er betont aber nachdrücklich: Gottes- und Nächstenliebe gehören zusammen.

Die Botschaft der figürlichen Glasfenster dieser Kirche heißt: Loben – Hören – Lieben. Lassen wir uns davon ansprechen, damit wir immer mehr loben, hören, lieben lernen!

 

Die Tiere und ihre Symbolik

Die Tiere in den Fenstern verdeutlichen, dass nicht nur die Menschen in das beten der Karmelitinnen eingeschlossen sind, sondern – wie die Farben ebenfalls anklingen lassen – die gesamte Schöpfung.

Außerdem stehen sie im „Fenster zur Welt“ für die verschiedenen Länder und deren Kulturkreise in Vergangenheit und Gegenwart. Denn seit Alters her verbinden die Menschen – je nach Standort – mit diesen Tieren bestimmte Lebenserfahrungen. Im Mönchstum der Ost- und der Westkirche wurden jeweils einige bedeutsam für das geistliche Leben, verweisen sie doch auf jene Wirklichkeit, die mit Denken allein nicht zu erfassen ist: auf Gott.

 

Der Frosch

 

Die westlichen Kirchenväter verachteten den Frosch wegen seines unablässigen Quakens. Die geistlichen Lehrer orientalischer Kirchen (u.a. Abuna Matta al Meskin vom Makariuskloster im Wadi Natrun bei Kairo) hingegen werten bis heute gerade dies positiv und mahnen ihre Schüler, Herz und Stimme ständig zu Gott zu erheben, um schließlich – im Wechsel – vor ihm zu schweigen. Am Frosch sei abzulesen, was es heißt, ohne Unterlass zu beten (vgl. Thess 5, 17).

Wegen seines Gestaltwandels sahen die Ägypter im Frosch ein Symbol für langes Leben, bzw. für Unsterblichkeit. Diese Vorstellung weitete sich bei den koptischen Christen: Der Frosch wurde zum Symbol für die Auferstehung.

 

 

Die Schildkröte

 

Sie gilt im asiatischen Raum als Mittlerin zwischen Himmel und Erde; ihr Rückenpanzer wölbt sich wie das Himmelszelt schützend über die – nach alter Vorstellung – flache Scheibe der Erde. Die Christen soll ihr Schild an die Gegenwart Christi erinnern, aus dessen Schutz letztlich nichts und niemand herausführen kann.
Wegen ihres langen Lebens (man sagte ihr in Japan eine Lebensdauer von 12000 Jahren nach!) ist die Schildkröte von jeher Symbol für Gesundheit, Beständigkeit und Weisheit; im christlichen Bereich weist sie hin auf ein neues, ewiges Leben, das ganz Gott zugewandt ist. Da sie sich jederzeit zurückziehen kann, ist sie auch Sinnbild für Ruhe und innerer Sammlung, für Ausgewogenheit von Aktion und Kontemplation.

 

 

 Das Kamel

  

Kamel wie Dromedar galten bei den Völkern Nordafrikas und Arabiens schon sehr früh als Symbol von Nüchternheit und Mäßigung, aber auch von Hochmut, Zorn und Eigenwilligkeit. Von den Wüstenvätern dieser Gebiete ist uns das Kamel als Bild für Genügsamkeit, Langmut und Gehorsam übermittelt. Sie sprechen ihm zudem die Gabe der Unterscheidung zu: Es lasse sich nur so viele Lasten aufbürden, wie es tragen kann. Durch ausreichende Ruhepausen in den Oasen der Wüste schöpfe es immer wieder neue Kraft. Niemand kann pausenlos arbeiten! Wenn es in der Bibel heißt, Johannes der Täufer trage ein Gewand aus Kamelhaar (Mk 1,6), so sei dies eine Mahnung, Gott ausdauernd und geduldig zu suchen, dafür auch Mühen und Strapazen in Kauf zu nehmen. Augustinus, Kirchenlehrer und Bischof (354 – 430), sah im Kamel geradezu ein „Modellbild“ für den im Leben geplagten Menschen.

 

Der Esel

 

Er begegnet uns von jeher als Tier mit ganz unterschiedlicher, ja gegensätzlicher Bedeutung und Symbolik. Hierzulande gilt er eher als Inbegriff von Dummheit und Sturheit – zu Unrecht. Überall – in Südeuropa, Nordafrika, im vorderen Orient und in China – schätzt man ihn hingegen als geduldiges, zuverlässiges und kluges Tier, das keine Extreme mag. Darum steht der Esel für Ausgewogenheit, für rechtes Maß. Speziell im Mittelmeerraum ist er ein unentbehrliches Reit-, Last- und Arbeitstier, dessen Genügsamkeit, Geduld und Gutmütigkeit man nicht selten ausnützt. So wurde er in Ägypten zur „Metapher des geplagten Lastträgers“. Kirchenvater Ambrosius (ca. 339-397) bezeichnet ihn sogar als „Haustier Gottes“. Er schreibt: „Lerne vom Haustier Gottes Christus tragen. Lerne bereitwillig, ihm den Rücken deines Geistes darzubieten; lerne, unter Christus zu sein!“

 

  Die Eule

 

Das Fenster an der Westseite überrascht durch eine Eule. Sie ist ein geheimnisvoller Vogel, der fast lautlos durch die Nacht gleitet, sich höchstens von zeit zu Zeit durch einen Lock- oder Warnruf bemerkbar macht. Als „Vorbote von Unglück und Tod“ - wie sie der Volksmund nennt- , „Vogel der Nacht“ und „Vogel der Weisheit“ ist sie beheimatet in Zeit und Ewigkeit. Ernst, nachdenklich und weise sitzt sie auf einem Buch, dem Buch der Weisheit, der Weisheit Gottes, die weit über menschliches Denken und Planen hinausgeht: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege“ lesen wir in der Bibel im Buch des Propheten Jesaja (Jes 55,8) und im Brief an die Römer: „O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege!“ (Röm 11,33).

Figuren

 

Maria vom Berg Karmel

 

 

Die Muttergottes aus Blaubank-Muschelkalk, von der Bildhauerin Winnie Kluge 1954 für die Karmelitinnen in Schlüsseltau als "Maria vom berg Karmel geschaffen, befindet sich seit dem Umzug nach Erlangen an ihrem jetzigen Platz.

Maria trägt das Jesuskind auf dem Arm, unseren Retter und Erlöser. In der Hand hält sie das Skapulier als Zeichen des Schutzes vor jeglicher Gefahr. Ursprünglich war Skapulier die Bezeichnung für das Stück Stoff, mit dem früher die Mönche ihre Kleidung bei der Arbeit schützten, also eine Arbeitsschürze. Diese Schürze wurde bald zum Zeichen der Demut: „Ihr alle aber knotet euch im Umgang miteinander die Arbeitsschürze der Demut um“ (1 Petr 5,5b)

Hier ist auf dem Skapulier das Wappen des Ordens zu sehen in seiner doppelten Bedeutung: im braunen Mittelfeld der stilisierte Berg Karmel oder das Ordensgewand der Karmelitinnen, der helle Hintergrund zu beiden Seiten steht für Lauterkeit oder den weißen Mantel, der bei festlichen Anlässen getragen wird. Die drei Sterne sind Symbol der Dreifaltigkeit oder Zeichen der drei Gelübde: Besitzlosigkeit, Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen und gehorsam. Das „M“ auf der Vorderseite des Skapuliers steht für Maria. Bei genauem Hinsehen entdeckt man in diesem „M“ die Buchstaben M-A-R-I-A oder A und Ω für Anfang und ende (Apk 1,8: „Ich bin das Alpha und das Omega, spricht Gott, der Herr, der ist und der war und der kommt, derHerrscher über die ganze Schöpfung.“).

DieMondsichel unter ihren Füßen erinnert an einen Vers im letzten Buch der Bibel: „...eine Frau mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kreuz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt“ (Apk 12,1). Die Unterseite des Mondes trägt die Aufschrift „Mater et Decor Carmeli“ Mutter und Zierde des Karmel).

Die Weihnachtskrippe

 

Die Krippe aus nur leicht gebranntem Ton ist ebenfalls ein Werk von Winnie Kluge. Vor allem während der Weihnachtszeit erinnert sie uns an die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Indirekt greift sie das Fenster-Thema wieder auf: Fenster als Symbol für Maria. Durch ein Fenster tritt Licht in einen Raum. Durch Maria trat Jesus, der das Licht ist (Joh 1,9; 8,12) in unsere Welt, in Raum und Zeit.

   

Der Kreuzweg - ein Weg nach vorn

 

Die Angst

 

Vor der Gefangennahme

Im Garten Gethsemane  - nach Lk 22,39-46. Die Jünger schlafen vor Angst. Jesus betet und findet so kraft, in seiner Angst auszuhalten. Wir brauchen nicht tapferer und stärker zu sein als er.

1. Station

 

Jesus wird zum Tod verurteilt

Das Todesurteil durch den römischen Statthalter Pontius Pilatus, der seine Hände in Unschuld wäscht - nach Mt. 27,22-23,26; Joh 18,37.

Pilatus sagte zu ihnen: Was soll ich dann mit Jesus tun, den man den Messias nennt? Da schrien sie alle: Ans Kreuz mit ihm! Er erwiderte: Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Da schrien sie noch lauter: Ans Kreuz mit ihm! Darauf ließ er Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen.

Pilatus stellt (in politischem Kalkül) die Wahrheit infrage. Jesus geht für die Wahrheit in den Tod. Er schließt keine Kompromisse.

2. Station

 

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

Schweigend akzeptiert Jesus das Urteil und nimmt das Kreuz auf sich. Er entzieht sich dem Leiden nicht - nach Lk. 22,42.

3. Station

 

Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

Jesus kann das Kreuz nicht mehr tragen.  Die Last zwingt ihn in die Knie. Aber er gibt nicht auf, er geht weiter.

Wir schleppen unsere Alltagslasten. Wir stolpern und fallen. Nur nicht liegen bleiben.

 

4. Station

 

Jesus begegnet seiner Mutter

Jesus weicht dieser Begegnung nicht aus. Maria, seine Mutter, will ihrem Sohn im Leid nahe sein - nach Mk 3,35; Lk 2,33 ff.

5. Station

 

Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

Jesus nimmt die von den Soldaten erzwungene Hilfe eines Fremden an - nach Lk 23,26.

Wer will schon etwas zu tun haben mit einem zum Tode Verurteilten?

6. Station

 

Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

Jesus nimmt die freiwillige Hilfe eines Mädchens an. Veronika tritt aus der Anonymität und stellt sich auf seine Seite - nach Ps 27,8 und Ps 79,4.

7. Station

 

Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

Jesus stürzt ein zweites Mal. Aus eigener Kraft kann er nicht wieder aufstehn. Die Grenze der Leidensfähigkeit scheint erreicht zu sein - nach Ps 73,21 ff

8. Station

 

Jesus begegnet den weinenden Frauen

Lk 23, 28 ff.

Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder! Denn es kommen Tage, da wird man sagen: Wohl den Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns!, und zu den Hügeln: Deckt uns zu! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden?

Jammern nützt nichts, wenn doch alles beim Alten bleibt. Es geht darum, die Wurzel des Übels zu finden. Dann kann sich etwas ändern.

9. Station

 

Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Jesus bricht unter der Last zusammen. Er geht zu Boden.

Wie oft drückt uns die Lebenslast zu Boden; wir sind am Boden zerstört - nach Ps 44,26.

10. Station

 

Jesus wird seiner Kleider beraubt

Jesus wird entkleidet. Das gehört zur Hinrichtung - nach Mk 15,24.

Mt 27,33-36: So kamen sie an den Ort, der Golgota genannt wird, das heißt Schädelhöhe. Und sie gaben ihm Wein zu trinken, der mit Galle vermischt war; als er aber davon gekostet hatte, wollte er ihn nicht trinken. Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich. Dann setzten sie sich nieder und bewachten ihn.

So ist er total ausgeliefert, schutz- und wehrlos, bloßgestellt - einer von uns, unser Bruder - nach Phil 2,5 ff.

 

11. Station

 

Jesus wird ans Kreuz geschlagen

Jesus kann nicht mehr ausweichen. Weder nach vorn noch zurück, weder nach rechts noch nach links. Festgenagelt ist er und wird verhöhnt. Tun kann er nchts mehr. Er betet.

Lk 23, 33 ff. Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.

Mt 27,37-42: Über seinem Kopf hatten sie eine Aufschrift angebracht, die seine Schuld angab: Das ist Jesus, der König der Juden. Zusammen mit ihm wurden zwei Räuber gekreuzigt, der eine rechts von ihm, der andere links. Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf und riefen: Du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? Wenn du Gottes Sohn bist, hilf dir selbst, und steig herab vom Kreuz! Auch die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten verhöhnten ihn und sagten: Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Er ist doch der König von Israel! Er soll vom Kreuz herabsteigen, dann werden wir an ihn glauben.

 

12. Station

 

Jesus stirbt am Kreuz

Jesus hängt 3 Stunden am Kreuz bevor er stirbt - nach Mk 15,33 ff., Lk 23,44-49 und Joh 12,32.

Mt 27,45-50,54. Von der sechsten bis zur neunten Stunde herrschte eine Finsternis im ganzen Land. Um die neunte Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Er ruft nach Elija. Sogleich lief einer von ihnen hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Die anderen aber sagten: Laß doch, wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihm hilft. Jesus aber schrie noch einmal laut auf. Dann hauchte er seinen Geist aus. Als der Hauptmann und die Männer, die mit ihm zusammen Jesus bewachten, das Erdbeben bemerkten und sahen, was geschah, erschraken sie sehr und sagten. Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!

Sein gebet in dieser Gottverlassenheit zeigt, wie sehr er sich auf Gott verlassen hat. Seine Mutter hält unter dem Kreuz aus. In dieser Stunde wird sie die Mutter aller an Christus Glaubenden. Sie wird zur "Mutter der Kirche".

13. Station

 

Jesus wird vom Kreuz genommen

Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt. Maria mit dem Sohn auf dem Schoß (Pieta) wird damit zum Bild des Trostes. Sie wird "Trösterin der Betrübten".

Joh 19,38: Josef aus Arimathäa war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den Juden nur heimlich. Er bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er und nahm den Leichnam ab.

Vgl. auch Mt 27,57-59; Mk 15,42-46; Lk 50-53.

14. Station

 

Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt

Jesu Leben ist zu Ende, seine letzte Station ist das Grab - nach Jes 53. Jedoch, wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht" (Joh 12,24).

Dies ist das Geheimnis des Glaubens: In Jesu Tod ist das Leben.

Mt 27,59-61: Josef nahm ihn und hüllte ihn in ein reines Leinentuch. Dann legte er ihn in ein neues Grab, das er für sich selbst in einen Felsen hatte hauen lassen. Er wälzte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und ging weg. Auch Maria aus Magdala und die andere Maria waren dort; sie saßen dem Grab gegenüber.

Vgl. auch Mk 15,46-47; Lk 23,53-56; Joh 19,39-42.

Ostern

Die Auferstehung

Jesus bleibt nicht im Tod. Weder Wächter noch Grab können ihn halten .

Mt 27,62 ff. Am nächsten Tag gingen die Hohenpriester und die Pharisäer gemeinsam zu Pilatus; es war der Tag nach dem Rüsttag. Sie sagten: Herr, es fiel uns ein, dass dieser Betrüger, als er noch lebte, behauptet hat: Ich werde nach drei Tagen auferstehen. Gib also den Befehl, dass das Grab bis zum dritten Tag sicher bewacht wird. Sonst könnten seine Jünger kommen, ihn stehlen und dem Volk sagen: Er ist von den Toten auferstanden. Und dieser letzte Betrug wäre noch schlimmer als alles zuvor. Pilatus antwortete ihnen: Ihr sollt eine Wache haben. Geht und sichert das Grab, so gut ihr könnt. Darauf gingen sie, um das Grab zu sichern. Sie versiegelten den Eingang und ließen die Wache dort.

Es sind eben nicht alle Hoffnungen begraben. Jesus wird auferweckt - vom Vater. Er ist bei uns alle Tage bis zur Vollendung der Welt.

Mt 28, 18-20. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.