Der Orden
Während der männliche Zweig des Karmelitenordens stets versuchte, im Abendland Kontemplation mit Seelsorgetätigkeit zu verbinden, wollten die Schwestern von jeher entsprechend der ursprünglichen Ausrichtung des Ordens als Kontemplative leben.
Die Anfänge des Ordens
Die Anfänge des Ordens liegen im Heiligen Land. Dort hatten sich Kreuzfahrer den Einsiedlern angeschlossen, die seit alter Zeit auf dem Berge KARMEL (daher der Name KARMELITEN) lebten. Der Ansturm der Muslime erzwang ihre Übersiedlung nach Europa.
Nachweislich seit Mitte des 13. Jahrhunderts unterstellten sich der geistlichen Leitung dieser Karmeliten in fast allen Ländern Westeuropas Frauen, die bis dahin einzeln oder - wie vorwiegend im niederdeutschen Raum - in lockeren Gemeinschaften, den sog. BEGINENHÖFEN, gelebt hatten. Sie nahmen die Regel des Karmel an und trugen auch das Ordenskleid.
Jedoch erhielt erst der Ordensgeneral Johannes SORETH mit der Gründungsurkunde "Cum nulla" 1452 von Papst NIKOLAUS V. die Vollmacht, Frauen rechtsgültig in den Orden aufzunehmen. Ausgehend von den ersten Klöstern in Geldern (1453) und Nieukerk (1455) folgten rasch Gründungen in ganz Niederdeutschland, Belgien und Holland.
In etwas abweichender Form entwickelten sich die Frauenklöster des Ordens in Spanien bis die hl. TERESA von Avila (1515-1582) eine durchgreifende Reform vornahm, durch die die Ordensregel neu belebt wurde. Diese Reform bezog auch die Männerklöster mit ein und breitete sich schnell über Italien und Frankreich bis nach Deutschland aus.
Karmelitin zu sein bedeutet
nach TERESA von Avila (1515-1582): "nahe bei Gott sein und zu seiner Ehre und für das Heil der Menschen beten".
MAGDALENA de Pazzi (1566 - 1607) - ebenfalls eine bedeutende Heilige des Ordens - wünscht "nichts sehnlicher, als allen Menschen zum vollen Besitz Gottes behilflich zu sein", womit sie in der Sprache ihrer Zeit wohl nichts anderes ausdrücken will als ihr Verlangen, den Menschen Wege zu weisen und zu ebnen, die sie zu einer tiefen Erfahrung Gottes führen, aus der sie ihr Leben meistern und die Welt mitgestalten können. Und THERESE von Lisieux (1873-1897) weiß ihren Standort ganz genau anzugeben: "Im Herzen der Kirche will ich die Liebe sein".
EDITH Stein - eine bedeutende Heilige des 20. Jahrhunderts. Das Kreuz Christi, „Zeichen der universalen Liebe Gottes und Quelle aller Gnaden", ist die geistliche Erfahrung gewesen, die Edith Steins Leben als Christin und Karmelitin geprägt hat. Es erfüllte ihr Leben so sehr mit Sinn, daß sie ihrem Namen angefügt hat: TERESIA BENEDICTA VOM KREUZ.
Lesung der Bibel,
gemeinsames und persönliches Gebet zu Lobpreis und Dank, die Nachfolge unseres gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus - das "Gehen in seiner Fußspur"- und damit die Solidarität mit den Armen und Leidenden kennzeichnen das Leben der Karmelitin. Der lebendige Kontakt mit Gottes Wort, die Orientierung, das "Maßnehmen" am Evangelium, sollen helfen, besonders in Zeiten des Umbruchs die Zeichen der Zeit zu verstehen.
Einsamkeit und Schweigen
im Kloster sind Bedingung für Besinnung und geistliche Einkehr. Sie sind Hilfen bei dem Versuch, sich von allem zu läsen, um frei zu sein für Gott - ein radikaler Weg, der eine wache Haltung, eine stete Achtsamkeit des Herzens, verlangt. So bedeuten Einsamkeit und Schweigen des Karmel einen Lebensstil, der eine bestimmte Glaubens- und Lebenserfahrung ermöglicht. Dadurch Zeugnis zu geben vom lebendigen Gott, "vor dessen Angesicht ich immer stehe" (1Kön 17,1), ist Aufgabe und Anliegen der Karmelitin.